Wie Digitalisierung wirklich Sinn macht

(Quelle: Karriere News Februar/März 2021)

sendance ist ein Spin-off Projekt, welches zurzeit aus dem LIT Soft Materials Lab von Prof. Martin Kaltenbrunner ausgegründet wird. Fünf motivierte WissenschaftlerInnen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen wollen hierbei dafür sorgen, dass die Elektronik sich an den Menschen anpasst und nicht andersherum. Die Gründung wird im März 2021 erfolgen, ein erster großer Erfolg ist jetzt schon gelungen.

Das Projekt sendance hat im Dezember beim oberösterreichischen Ideenwettbewerb EDISON den Preis für die beste technologie-orientierte Geschäftsidee in Gold gewonnen. Erste Schritte hat sendance im Rahmen des Pre-Scale-up Programms von tech2b gemacht, jetzt stehen in den ersten Wochen des neuen Jahres die nächsten Meilensteine an: die Bewerbung für das tech2b Nachfolge-programm Scale-up und die finale Vereinbarung der ersten beiden Entwicklungsprojekte für Pilotkunden, die gleich nach der Gründung bearbeitet werden können und für erste Umsätze sorgen werden.


INTERVIEW MIT DR. ROBERT KOEPPE. DESIGNIERTER GESCHÄFTSFÜHRER VON SENDANCE UND WISSENSCHAFTLICHER MITARBEITER DES LIT SOFT MATERIALS LABS

Wie ist es zu eurem Gründungsprojekt gekommen?
Ich habe an der JKU Linz in Physik promoviert und danach, vor inzwischen über 10 Jahren, schon einmal ein Spin-off ausgegründet und bin dort Anfang 2019 nach dem Verkauf ausgestiegen. Am Soft Materials Lab haben derweil bahnbrechende Untersuchungen zu verformbaren und durchdringbaren Sensoren stattgefunden und Leiter Prof. Kaltenbrunner hat mich kontaktiert, um von meinen Erfahrungen in Bezug auf Firmengründung zu profitieren. In diesem Rahmen hat sich das Gründer-team gefunden und die Geschichte Fahrt aufgenommen.

Was ist das Besondere an eurer Technologie?
Wir können elektronische Schaltkreise herstellen, die sehr dünn, dehnbar und für Flüssigkeiten durchdringbar sind. Somit können zum Beispiel Sensoren oder Anzeigeelemente nahtlos in Kunststoffkörper, Klebefugen oder Lackierungen eingebettet werden.

Elektronik, die sich überall perfekt einpassen kann. Das ist die Technologie hinter sendance. Fotorechte: Michael Drack und Thomas Stockinger

Die erste große Anwendung, an der wir schon mit einem Kunden konkret arbeiten, sind digitalisierte orthopädische Stützen. Mit diesen können sowohl die Behandlungserfolge verbessert als auch die oft starken Nebenwirkungen durch Druckstel-len vermieden werden. Aber es gibt noch Dutzende andere Einsatzmöglichkeiten, von der Bauindustrie über intelligente Ver-packungen bis zur Wundversorgung.

Warum habt ihr euch dann für diese Anwendung entschieden?
Uns ging es von Anfang an darum, etwas Sinnvolles zu machen mit unserer Technologie, nicht einfach Digitalisierung um der Digitalisierung willen. Elektronik menschenfreundlicher zu machen liegt in der DNA unseres Instituts, die uns allen, der leider vor zwei Jahren viel zu früh verstorbene Gründer Prof. Siegfried Bauer, mitgegeben hat. Zusätzlich gibt es im Gründerteam Menschen, die selbst pflegebedürftige Angehörige und damit einen direkten Bezug zum Thema Pflege haben. Nachdem wir mit einem tollen jungen Unternehmen aus der Orthopädietechnik in Kontakt gekommen sind, das mit uns gemeinsam diesen Weg gehen will, war schnell klar: da geht es lang! Und diese Motivation ist in unserem aktuellen Entwicklungsstand letztlich wichtiger als jeder Businessplan. Der muss jetzt aber trotzdem geschrieben werden, ohne be-kommt man wenig Unterstützung.

Von wem bekommt ihr denn auf welche Art Unterstützung?
Die wichtigste Anlaufstelle ist für uns sicher der Inkubator tech2b, der wirklich gute Arbeit für die Start-up-Szene in Oberösterreich leistet. Noch vor den finanziellen Aspekten ist hier die Niederschwelligkeit des Angebots von tech2b mit persönlichen Betreuern, die jederzeit ein offenes Ohr haben und Rat geben können, eine große Stärke. Zusätzlich wird man dort sehr gut auf wichtige Termine bei Kunden, Fördergebern und Investoren vorbereitet. Ganz wichtig für uns ist auch die Unterstützung durch Prof. Kaltenbrunner und das Team vom LIT Soft Materials Lab. Vor allem für High-Tech-Start-ups wie sendance ist die enge Zusammenarbeit mit dem Heimatinstitut oft essentiell.

Daniela Wirthl und Robert Koeppe freuen sich über den Gewinn des goldenen EDISON 2020. Fotorechte: tech2b / Juliana Tasler

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