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Von Robotern, Insekten und intelligenten Kameras

(Quelle: DIE MACHER)

Selbstlernende Roboter, ein neuronales Netzwerk zum Überprüfen von Informationen und eine KI, durch die jede Kamera einen menschlichen Körper exakt erfassen und messen kann: einige der spannendsten KI-Startups des Landes im Überblick.

Qapture
Das österreichische Parlament gibt es mittlerweile doppelt. Nein, das 1874 bis 1883 erbaute neoklassizistische Bauwerk wurde nicht etwa wie Hallstadt maßstabgetreu in China neu erbaut. Die Kopie ist digital – und wurde vom Linzer Startup Qapture erstellt. „Die Digitalisierung des Parlaments war einer der Meilensteine in der Unternehmensgeschichte“, erzählt Gründer Daniel Höller. Das Unternehmen erstellt digitale Zwillinge – üblicherweise von Infrastruktur- oder Fabrikanlagen – und ermöglicht Kunden, virtuell die eigenen Gebäude zu besichtigen. Höller: „So kann man sich zum Beispiel ansehen, wo welche Maschinen wie verbaut sind und Remotesupport anbieten.“ Neben dem Grundriss und der baulichen Beschaffenheit werden auch Detailinformationen wie Maschinendaten, Wartungsintervalle und Verträge erfasst – alle Informationen sind gebündelt. Derzeit findet die Vermessung noch händisch mit Laser und Kamera statt. Das ist aber nicht der alleinige USP des Startups: Bald werden dafür Roboter vom US-amerikanischen Unternehmen Boston Dynamics und von der ETH Zürich als Trägerplattform verwendet. Qapture liefert eine KI-basierende automatische Objekterkennung. „Wir verarbeiten die Daten weiter, welche durch den Laserscanner des Roboters aufgenommen wurden“, sagt Höller.

Die aufgenommenen Rohdaten werden zu einer Punktwolke weiterverarbeitet. Mit dieser lassen sich unterschiedliche Anwendungsfälle realisieren – wie etwa eine automatische Objekterkennung und darauf aufbauend die Erstellung von Inventarlisten. An der JKU wird zudem eine „Hundeschule“ gebaut, in welcher der Roboter und die Technologien von Boston Dynamics – etwa das Halten des Gleichgewichts und sein Verhalten generell – an seine Grenzen getrieben wird. „So erfahren wir, welche Anwendungsfälle möglich sind und welche nicht“, erklärt Höller. In Zukunft könnte er etwa in ein brennendes Gebäude geschickt werden, um dort die Lage zu analysieren.

Gegründet wurde das Unternehmen 2019. Höller und Co-Founder Dominic Koll kennen sich seit 25 Jahren – sie spielten in der U6-Fußballmannschaft von St. Magdalena. „Wir haben gemeinsam bei einem Softwareunternehmen gearbeitet und haben uns mit unserer Idee dann selbstständig gemacht“, erinnert sich Höller. Mittlerweile sind sieben Menschen im Team des Startups, zwei weitere sollen demnächst eingestellt werden. „In der Gründungsphase hat uns besonders die Aufnahme in das Scale-up-Programm von tech2b geholfen. Wir haben einerseits Unterstützung beim Aufbau des Unternehmens und bei der Prozessoptimierung, andererseits auch durch das Bereitstellen des tech2b-Netzwerks erhalten“, sagt Höller. Durch das „PIER 4“-Programm wurde der Zugang zu großen Industriekunden möglich.

AMB Technology
Die KI von AMB Technology kann menschliche Körper physikalisch korrekt vermessen. Das Besondere: Dafür braucht es keine spezielle Hardware, eine normale Smartphone-, Web- oder Überwachungskamera reicht aus. „Das naheliegendste Anwendungsfeld ist die Modeindustrie, wo Konsumenten einerseits ihre genauen Maße extrahiert bekommen und die Industrie andererseits genauer – auf ein digitales Datenset hin – produzieren kann“, sagt Gründerin Anna Maria Brunnhofer. Die potentiellen Anwendungsmöglichkeiten der KI gehen aber viel weiter. „Wir vermessen nicht nur den Menschen, sondern den Menschen im Raum – Maschinen können so bei einer Zusammenarbeit mit Menschen erkennen, wo sie sich befinden“, erklärt Brunnhofer. Für Grenzkontrollen oder Kampfanwendungen soll die Technologie aber nicht zum Einsatz kommen. Brunnhofer: „Das widerspricht unseren Unternehmenswerten.“

Die Gründerin arbeitete seit mehr als zehn Jahren in den Bereichen Strategie und Digitalisierung, ist selbst weniger IT-Expertin als Visionärin. „Mein Ideenkatalog ist voll und voller, die Idee für das aktuelle Produkt hat besonders viel Rückmeldung von Industriepartnern erhalten“, sagt sie. Die größte Herausforderung in der Gründungsphase sei es gewesen, ein Team aus Forschungspartnern, Entwicklern und Datenexperten aufzubauen. Dass in Oberösterreich gegründet wurde, ist keine Selbstverständlichkeit. „Wir haben uns für den Standort entschieden, da wir vorab hilfreiche Förderungen lukrieren konnten und wertvolle Unterstützung von Organisationen wie tech2b oder Business Upper Austria verfügbar war“, sagt Brunnhofer.

1,5 Millionen Euro ForschungsInvestment
Insgesamt wurden bisher mehr als 1,5 Millionen Euro in die Forschung investiert. „Derzeit gehen wir die ersten Proof of Concepts an“, sagt Brunnhofer. Kommendes Jahr soll eine erste große Investmentrunde folgen. Der wichtigste Meilenstein bis dahin: „Wir arbeiten ständig daran, wie wir uns als Team weiterentwickeln und wachsen können“, erklärt die Gründerin. Wachsen soll übrigens auch die Zahl der Kooperationen. „Wir sind für spannende Partner aus der heimischen Wirtschaft offen“, sagt Brunnhofer. Diese seien in Österreich schwerer zu finden als in Deutschland oder den USA. „Hierzulande muss man zuerst das Produkt gänzlich fertigstellen, bis man ernstgenommen wird.“

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