Start-ups sind in Mode
[Quelle: CHEFINFO Sonderausgabe]
Die Textilbranche gilt als einer der größten Ressourcenverschwender der Welt. Dazu kommen oft miserable Arbeitsbedingungen. Probleme, denen heimische Startups zu Leibe rücken.
SWEATSHIRTS STATT SWEATSHOPS: YOKAI-STUDIOS
Regionalität war eines der großen Schlagwörter in der Corona-Krise, dazu machten sich große Modeketten nicht gerade beliebt, als sie sich einfach weigerten, Mieten zu bezahlen. In Norditalien, einem der Hotspots des Virus, rückten illegale Sweatshops in den Vordergrund, indem unterbezahlte Chinesen für italienische Modelabels schneiderten. Der Ruf der Branche ist im Keller. Dazu passt es perfekt, wenn man versucht, diese oft menschenverachtenden Arbeits- und Produktionsbedingungen in der Modebranche zu durchbrechen, eines der Ziele des EU-Forschungsprojekts Re-FREAM, an dem auch die Kunstuniversität Linz beteiligt ist. Eben auf jener Kunstuni lernten sich Viktor Weichselbaumer und Michael Wieser kennen und begannen, an Forschungsprojekten mit Industrierobotern zu arbeiten. Das klappte, weil „wir aus verschiedenen Instituten stammen – Zeitbasierte Medienkunst MA sowie Fashion & Technology MA – und weil wir vor unserem Design- und Kunststudium technische Berufe ausübten“, erzählt Weichselbaumer.
REGIONALE KLEIDUNG DANK ROBOTIK
Weichselbaumer und Wieser erkannten dabei nicht nur das Potenzial der Automatisierung im Hinblick auf die lokale Fertigung von Kleidung, sondern entwickelten ein System, das „es uns erlaubt, T-Shirts, Taschen oder Ähnliches mit dem Roboter zu bedrucken. Dieses kann verwendet werden, um bei Messen oder Eröffnungen live zu drucken“. Erstmalig zeigten sie diesen Prozess bei Forum Creative Industries in der Linzer Tabakfabrik. Kurze Zeit darauf bekamen die beiden eine Anfrage aus Bahrain, um in einem Einkaufscenter T-Shirts für die Kunden zu bedrucken. „Das war für uns ein guter Gründungszeitpunkt.“ Mit Unterstützung von tech2b wurden im Juli 2019 die Yokai-Studios aus der Taufe gehoben. „Einerseits bieten wir das Roboter-Printsystem für Veranstaltungen an, andererseits entwickeln wir einen ersten Proof of Concept für die Erzeugung individualisierter Bekleidung, die lokal gefertigt werden kann. Dabei beschäftigen wir uns mit dem Verbinden von Textilien mittels Robotik und der Erzeugung von funktionalen und individualisierten Stützstrukturen.
DAS PASST! SHOW MY SIZE
Jeder kennt es, jeder hasst es: unpassende Kleidung, die im Internet bestellt wurde. Ein Kaufvorgang, der nicht nur ärgert, sondern der noch dazu äußerst problematisch ist. „70 Prozent der Kleidung werden retourniert, der Großteil davon wird vernichtet. Wir verschwenden viele Ressourcen wie Wasser für die Produktion von Kleidung, die beim Transport Emissionen verursacht und letzten Endes ungetragen im Müll landet“, schildert Etienne Koo von Show my Size mit Sitz in der Linzer Tabakfabrik. Koo suchte gemeinsam mit Patrick Fröschl nach einer Lösung.
Der Schlüssel dazu: das Finden der richtigen Kleidergröße. „Basierend auf einem Pool digitaler 3D-Avatare, haben wir einen Sizing-Algorithmus entwickelt, der es Usern ermöglicht, die passende Kleidergröße zu finden, indem sie ein paar einfache Fragen beantworten.“ In der kostenlosen App können User ein Sizing-Profil erstellen und sich von anderen Usern inspirieren lassen. „Das nächste Ziel ist es, AI-Bildanalyse in die App zu integrieren. So können wir User, die sich ähnlich sind, einander vorschlagen.“
https://showmysize.com/