PIER 4 - "Schaufenster" für innovative Start-ups
Lukas Waldenberger (tech2b) im Gespräch mit Jakob Deimbacher (Joinpoints) und Michael Stütz (findea).
Start-ups durchlaufen in ihrer Entwicklung viele schwierige Phasen – eine Phase davon ist Fuß in relevanten Märkten zu fassen und die ersten großen Kunden zu akquirieren. Wir, von tech2b, haben uns bei PIER 4 auf die Fahnen geschrieben, Start-ups dabei zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen vor dem PIER 4-Netzwerk zu präsentieren. Dafür dient unter anderem die PIER 4-Pitching Session. Wir versuchen für unser PIER 4-Netzwerk spannende technische Lösungen zu scouten, um dadurch Pilotprojekte anzuregen und zu entwickeln, die in einer längerfristigen Zusammenarbeit münden sollen. In diesem Zusammenhang haben wir bei der erfolgreichen PIER 4-Pitching Session bei KTM in der Motohall in Mattighofen unter anderem zwei sehr interessante Start-ups zu Gast gehabt, die das Interesse bei vielen Corporates geweckt haben.
Start-ups, die in ihrer Entstehungsgeschichte nicht unterschiedlicher sein könnten. Stellvertretend werden Joinpoints aus Graz und findea aus Linz präsentiert. Jakob Deimbacher (JD) ist CEO von Joinpoints und wollte schon immer selbstständig sein. Er hat ein Workflow Management Tool entwickelt und bereits erste Success Stories vorzuweisen. Im Vergleich dazu ist findea aus der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich als Corporate Start-up entstanden und soll Wissensmanagement neu aufstellen. Aus dem Team findea stand uns Product Manager Michael Stütz (MS) für ein Interview zur Verfügung.
LW: Hallo Jakob, hallo Michael! Wie würdet ihr euer Start-up beschreiben?
JD: Joinpoints ist ein „Software as a Service“ (SaaS)-Start-up, so wie es aktuell viele im Technologie-Bereich gibt. Wir haben eine Software für den B2B-Bereich entwickelt und vermieten unsere Lizenzen und verdienen dadurch unser Geld.
MS: „findea“ steht für finde Antworten und ist eine digitale Plattform, die es den Mitgliedern ermöglicht, operative Challenges zu stellen und die Community kann auf diese Challenges entsprechend antworten und Lösungen bereitstellen. Die Interaktionen werden auch belohnt und für jede Challenge, Antwort, Lösung oder Kommentar sammeln die Nutzer:innen Coins.
LW: Was hat euch dazu motiviert, euch selbstständig zu machen bzw. ein Unternehmen ausgründen zu wollen?
JD: Ich wollte schon immer selbstständig werden. Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und die Selbstständigkeit hat mich schon immer sehr gereizt. Ich wollte bereits mit 10 Jahren selbstständig werden und dementsprechend hat sich mein gesamter Lebensweg in diese Richtung verlagert. In dieser Zeit habe ich die wichtigsten Informationen gesammelt, um mir diesen Traum auch so zu ermöglichen.
MS: Bei uns ist die Motivation ein eigenständiges „Speedboot“ zu sein daraus entsprungen, dass wir strategisch überlegt haben, auch andere Unternehmen ansprechen zu wollen. Externe Unternehmen kann man mit so einem klassischen „Beyond Banking“-Thema nur dann ansprechen, wenn man eine gewisse Eigenständigkeit hat. Diese kann man am besten transportieren, wenn man eine eigenständige Marke hat oder ein eigenes Start-up ist. Und das war und ist die Motivation dahinter so eigenständig wie möglich zu agieren.
LW: Wie hat euch euer Background (z.B.: Ausbildung, berufliche Erfahrung etc.) dabei geholfen?
JD: Wie bereits erwähnt, habe ich vieles von daheim mitbekommen. Vor allem das wirtschaftliche Denken habe ich von meinen Eltern, aber ich habe mir auch vieles, wie Programmieren, selbst beigebracht oder Wissen durch meine HTL-Ausbildung erworben.
MS: Natürlich hilft uns unser Background und das bestehende Netzwerk, aus dem wir kommen. Das Beste aus beiden Welten soll uns die Basis für Wachstum geben. Es ist gut, wenn es einen starken Promotor (Anm.: Raiffeisen Landesbank OÖ) im Hintergrund gibt, der uns beflügelt, aber gleichzeitig soll es uns aber auch nicht hemmen. Deswegen haben wir gesagt, dass wir die Freiheiten wie ein eigenes Start-up oder eines „Speedboots“ - wie wir auch oft dazu sagen - brauchen, damit unser Produkt auch bei externen Kunden positiv angenommen werden kann.
LW: Welche Tipps könnt ihr anderen Gründer:innen in Oberösterreich und darüber hinaus geben, die mit dem Gedanken einer Gründung spielen?
JD: Erstens, aufpassen mit wem man gründet. Zweitens, sich früh genug mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, wie alles finanziert werden kann. Anfangs habe ich mich mit Förderungen und ähnlichen Themen nicht beschäftigt, aber das ist auf jeden Fall sehr wichtig, sich darüber frühzeitig zu informieren.
MS: Mutig zu sein. Wenn es eine interessante Idee gibt, nicht zu zaudern; nach vorne zu gehen, der eigenen Linie treu bleiben. Darüber hinaus sollte man die Idee nicht nur für sich behalten und ein Team dafür finden. Die Idee marktfähig machen und schnell agieren.
LW: Ihr wart beide am 08. Februar bei der PIER 4-Pitching Session in der KTM Motohall in Mattighofen dabei. Wie war das Gefühl vor Top-Unternehmen zu präsentieren?
JD: Es war sehr cool dort zu präsentieren und diese Gelegenheit zu bekommen – vor allem bei so einem top-organisierten Event und auf einer professionellen Bühne wie in der KTM Motohall. Ich habe aber grundsätzlich die Einstellung, dass das auch nur Menschen sind, vor denen ich präsentiere. Ich habe mir nicht die ganze Zeit gedacht, dass hier nur Manager von Top-Unternehmen sitzen. Es war aber eine großartige Erfahrung, die ich gerne wieder machen würde.
MS: Natürlich ist es ein sehr gutes Gefühl, wenn man weiß, da sitzt die Industrie von Oberösterreich in einem Raum beisammen und hat den Auftrag Start-ups zu bewerten. Zudem versuchen sie gleichzeitig Anwendungsfelder im eigenen Unternehmen zu finden. So gesehen, ein Top-Gefühl und eine Top-Veranstaltung.
LW: Das Format „2 Minuten 2 Millionen“ ist vielen Menschen, die sich mit Start-ups beschäftigen, ein Begriff. Kann man sich die PIER 4-Pitching Session ähnlich vorstellen?
JD: „2 Minuten 2 Millionen“ ist vor allem ein TV-Format, das für die Leute vor den Fernsehern gemacht wird. Bei der PIER 4-Pitching Session geht es uns darum, potenzielle Kunden mit unserem Produkt zu überzeugen. Nicht die mediale Aufmerksamkeit steht im Fokus, sondern wichtige professionelle Partner zu gewinnen.
MS: Kann man sich bis zu einem gewissen Grad auch so vorstellen – nur, dass wir nicht 2 Minuten, sondern sogar 10 Minuten zu pitchen hatten. So konnten wir die Idee unseres Start-ups noch länger präsentieren. Es ist keine Investitionsrunde, aber am Ende gibt es dennoch Bewertungen - deswegen gibt es für mich hier schon Parallelen.
LW: Wie bereitet man sich am besten auf einen Pitch wie bei der PIER 4-Pitching Session vor?
JD: Mein Ziel war die Leute mit Fragetechniken am Anfang gleich abzuholen. Zum Prozess: Nachdem ich meine Power Point zusammen hatte, bin ich den Sprechtext durchgegangen. Ich habe es mir dann aufgenommen und während dem Spazierengehen mit dem Hund etliche Male angehört. Dadurch habe ich den Text verinnerlicht, aber nicht so, dass ich ihn auswendig konnte, sondern dass ich die Struktur und den Inhalt so intus hatte, dass ich es mit eigenen Worten widergeben konnte.
MS: Man muss einen innerlichen Reset machen, weil man natürlich schon ein bisschen betriebsblind wird. Man beschäftigt sich von der Früh bis am Abend mit dem eigenen Produkt, dem eigenen Corporate Start-up und da gilt es vieles aus dem operativen Alltag zu vergessen. Man sollte sich in die Lage der anwesenden Gäste und möglichen Kunden versetzen. Also wie man diesen das Produkt am besten erklären kann. Kurz und auf den Punkt gebracht: Wir haben uns für den Pitch auf das Problem und die Lösung fokussiert.
LW: Aus solchen Events verspricht man sich, dass der eine oder andere Kontakt entsteht. Konntet ihr durch die PIER 4-Pitching Session und den dadurch entstandenen Gesprächen euer Netzwerk erweitern?
JD: Es hat beim Event interessante Gespräche gegeben, woraus spannende Kooperationen entstehen könnten. Wir hoffen, dass sich mit weiteren interessierten Unternehmen noch etwas ergibt.
MS: Total! Wir waren sehr begeistert vom Feedback. Es haben etliche Unternehmen ihr Interesse signalisiert und es ist auch schon das ein oder andere Gespräch im Gange. Wir hoffen auch in den kommenden Wochen noch mehr von der Session zu profitieren.
LW: Wie wichtig findet ihr Netzwerke, wie PIER 4, um bei namhaften Unternehmen anzudocken?
JD: Entscheidend für junge Unternehmen in Österreich! Bei Netzwerken, wie bei PIER 4, kann man mit Innovationsmanagern ins Gespräch kommen und das ist der Schlüssel zu größeren Projekten. Für mich absolut entscheidend und notwendig, wenn man in diesem Sektor Fuß fassen und wachsen will.
MS: Total wichtig! Unser Thema bei findea ist ja die Vernetzung. Wir sind bereit auf allen Vernetzungsveranstaltungen unseren Input zu liefern. Weil das Wichtigste ist, die „eigene Idee unters Volk zu bringen“. Es hilft nicht viel, wenn nur ein kleiner Kreis von deiner Idee begeistert ist, sondern man muss das eigene Netzwerk nutzen und permanent erweitern und wie ein Wanderprediger durch die Gegend ziehen, um dein Start-up bekannt zu machen.
LW: Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt für das Interview. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!