Ozapft is!
(Quelle: Factory Magazin – Redaktion: Elisabeth Biedermann)
Lange im stillen Kämmerlein perfektioniert, geht der Beerjet nun in die Serienproduktion und sorgt für viel Furore in der Schankindustrie.
“Die vollautomatische Revolution in der Bier-Ausschank”, so beschreibt das Unternehmen Beerjet sein technisches Meisterstück auf der Firmenwebseite. Wer sich dort aufhält und nach unten scrollt, entdeckt sofort einen Zähler. Unermüdlich zeigt dieser, wie viel Bier der Beerjet in der Zeit der Aufenthaltsdauer gezapft hätte. Immerhin 1.000 Halbe in 60 Minuten soll die Zapfmaschine schaffen. Den Wirt freuts, die Schankkellner grauts. Lange im stillen Kämmerlein perfektioniert, kommt nun eine echte maschinelle Konkurrenz in die Serienproduktion.
Der Durchbruch.
Er ist der klassische Bastler. Der Erfinder des Beerjet scheut die Öffentlichkeit und möchte lieber unbenannt bleiben. Mit einem Herz für die Technik hat er lange an seinem Meisterstück getüftelt und schaffte doch nicht den Durchbruch. Es waren immer wieder dieselben Baustellen: Aufwändige Einstellarbeiten, Schaumverhalten passte nicht, verschiedene Druck- und Temperaturverhältnisse konnten nicht beherrscht werden. Bausstellen, die das Projekt fast zum Scheitern brachten. Zu Hilfe kam ihm Ernst Koller. Selbst Bierkenner schaffte es dieser aus der Bastellösung ein marktreifes Produkt zu entwickeln. Über 25 Jahre in der Softwareentwicklung tätig, brachte Koller das nötige Know-how für das selbst programmierte Hirn des Beerjet: eine IPC integrierte SPS. “Wir haben nicht wie bei herkömmlichen Schankanlagen eine Punkt zu Punkt Verkabelung mit eigens entwickelten Platinen benutzt, sondern gezielt auf industrielle Komponenten gesetzt”, erklärt er. Zum Einsatz kam eine PC-basierte Steuerung von Beckhoff. Kein Sonderprodukt, sondern eine Standardkomponente. “Damit haben wir auch immer Ersatzteile zur Verfügung”, bekräftigt er seine Entscheidung.
Bei der Konstruktion holten sich Koller und sein Team das Know-how von Hammerschmid Maschinenbau und der Leonfelder Steellook Metalltechnik. Im September 2013 hatte der Beerjet Premiere. Schauplatz: die Wiener Wiesn. Ludwig Kleinlehner, Festwirt, war begeistert: “1.000 große Bier in einer Stunde – ohne Fehlmenge, ohne nennenswerten Schwund und das mit nur zwei Mitarbeitern.”
Kinderkrankheiten beseitigt.
“Das hat besser funktioniert, als wir dachten”, erinnert sich Koller an die Premiere. Das einzige Problem damals: Die automatische Fassumschaltung. Fatal für jede Fassumschaltung ist, wenn Luft in den Bierschlauch kommt. “Dann entsteht extrem viel Schaum”, so Koller. Mit dem Beerjet Nummer 6 ist nun auch dieses Problem beseitigt. Je zwei Fässer werden parallel angeschlossen mit automatischer Umschaltung zur Versorgung einer Bierleitung. Das Grundpaket umfasst drei Umschaltungen für insgesamt sechs Fässer. Pro Beerjet können zwei Grundpakete eingesetzt werden – in Summe also 36 Fässer. Koller freut besonders :”Wir haben damit auch eine 100-prozentig integrierte CO2 Nachtabsenkung realisiert die es bis dato am Markt nicht gibt.”
Ob er Angst vor der Rache der Schankkellner hat – immerhin bringt er eine echte Konkurrenz auf den Markt – auf diese Frage reagiert Koller mit Raffinesse. “Der Kellner will immer, dass sich seine Gäste wohlfühlen und je schneller das Bier gezapft wird, umso geringer die Wartezeit.” Sechs Portionen in acht Sekunden wirbt der Beerjet. “Das schaffen dann doch nur die Profis auf dem Oktoberfest”, so Koller. Übrigens: Der Zähler auf der Website zeigt am Ende des Artikels bereits 678 Halbe. Na dann, Prost!
Unterstützt wurde die Beerjet GmbH vom Hightech-Inkubator tech2b, eine von öffentlicher Hand getragene Einrichtung die Neugründungen von innovativen, technologie-orientierten Unternehmen in Oberöstrreich.
