GehörGang

(Quelle: Chefinfo Sondermagazin Startup)

Probleme mit dem Bewegungsapparat (Gang) oder Tinnitus (Gehör) sind quälende Volkskrankheiten. Zwei Startups aus OÖ haben sich der Linderung bzw. Heilung dieser verschrieben.

Keine Gründermotivation ist stärker, als die eigene Betroffenheit. Im Falle von Klaus Grübl war das nicht anders. „19 Jahre lang war ich selbst von Tinnitus betroffen, medizinisch austherapiert und sehr unglücklich über meine Zukunftsperspektive. Mit meinem fachlichen Hintergrund im Bereich Lernen und Lernforschung verstehe ich Lernprozesse im Gehirn sehr gut.“ Diese Kombination aus Betroffenheit und Wissen war die Basis für die Entwicklung des Ohrbügels ForgTin®. Die Ergebnisse lassen unzählige Tinnitus- Patienten hoffen. „Seit zwei Jahren bin ich frei von Tinnitus. Ich möchte nun andere Menschen daran teilhaben lassen und gleichzeitig die Forschung weitertreiben um die komplexen Wirkmechanismen tiefer zu verstehen und ForgTin® – der Name steht für „forget Tinnitus“ – immer noch besser zu machen.“ Mittlerweile umfasst das Team fünf Personen. Das Unternehmen wurde im November 2019 offiziell gegründet.

MIT KI GEGEN DAS DAUERRAUSCHEN
Wie funktioniert nun die Innovation? „ForgTin® ist ein Bügel aus Edelstahl und Soft-Touch-Silikon. Dieser wird rund um das Ohr angelegt, ist also nicht invasiv. Dauerhaft tagsüber getragen, reduziert ForgTin® unangenehme Ohrgeräusche bis hin zu Stille.“ Für leidgeplagte Patienten eröffnet sich so ein neues Lebensgefühl, wie Grübl erzählt. Der Tinnitus-Stress wird deutlich reduziert. „Der Bügel wirkt durch Druckverteilung auf drei wesentliche Punkte. Diese Druckstimulierung setzt eine Art Verlernprozess in Gang, der bis hin zum gänzlichen Vergessen des störenden Ohrgeräusches führen kann.“ Der Effekt wird in einer ersten klinischen Studie im April 2021 untersucht, eine zweite ist bis Ende des Jahres zu erwarten. Zu diesem Zeitpunkt sollte auch der Rollout in der EU über die Bühne sein. „Die FDA-Zertifizierung für die USA ist mit Ende 2022 geplant.“ Und ein weiteres Produkt haben die Braunauer in petto. „Die Entwicklung von Forg-Tin® night ist mit Ende 2021 geplant, dazu wollen wir bis Mitte 2022 eine neue Version der App mit Künstlicher Intelligenz auf den Markt bringen.

INSOLEMATES: SCHRITTNESS
Unsere Füße sind das Fundament unseres Körpers. Wir gehen etwa 8.000 Schritte pro Tag. Manche wissen das sogar ganz genau und tracken ihr tägliches Gangpensum. Was aber wenige wissen ist, dass die Position der Füße die Belastung unserer Gelenke und damit die komplette Körperstruktur und Ästhetik beeinflusst. „Trotz ihrer entscheidenden Bedeutung hatten wir bisher kein einfaches und mobiles Analyseinstrument, um uns ein objektives Bild über die Qualität unseres Ganges und den Einfluss der Schuhe zu machen“, schildert Yana Vereshchaga. Die Ärztin gründet derzeit gemeinsam mit Matthias Huemer InSoleMates. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ein Device zu entwickeln, mit dem wir unsere Füße live überwachen können, um ein Bild vom Zustand der Füße im Alltag zu bekommen. Damit erhalten Ärzte Informationen für eine bessere Diagnose und können auch aus der Ferne bei der Rehabilitation unterstützen.“

DIAGNOSTIK OHNE GANGLABOR
Dieses Wearable Device hört auf den Namen „InSoleMates“ und ist eine smarte Einlegesohle für die Gangdiagnostik. „InSoleMates bietet eine einfache Analyse des Bewegungsablaufs auch außerhalb von Ganglaboren an. In Kombination mit KI-Ansätzen und direktem Feedback an die Patienten kann eine unmittelbare Verbesserung der Haltung und des Ganges gewährleistet werden, um Haltungsschäden zu vermeiden. InSoleMates soll sowohl im Alltag zum Erlernen eines gesunden Ganges bzw. um die Langlebigkeit aktiver Bewegung zu fördern sowie im Sport, um etwa Bewegungsergonomie und Ästhetik zu trainieren, eingesetzt werden. Am Prototyp wird bereits eifrig gearbeitet, Noch in diesem Jahr soll eine „Proof of Concept“-
Studie mit der FH für Gesundheitsberufe und dem Kepler Universitätsklinikum erstellt werden. „Die medizinische Version des Produktes bietet ein realistisches Bild der 3D-Dynamik der Füße und der Gang-Biometrie-Analyse, um eine bessere Diagnostik, Rehabilitation und Behandlungspläne zu erhalten.“

(Teaserbild: Chefinfo)

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