Eine gute Idee allein reicht nicht aus

Quelle: nachrichten.at

Medizintechnik: Ein Unternehmen in diesem Bereich zu gründen, ist teuer und langwierig. Zwei oberösterreichische Start-ups über ihre Beweggründe, den Weg dennoch zu gehen.

Schuheinlagen oder Prothesen leisten wertvolle Dienste. "Was aber oft nicht bedacht wird, ist, dass der Körper sich verändert", sagt Robert Koeppe: Passen die Einlagen nicht mehr, können sich Druckstellen bilden. Die Folgen sind Schmerzen, bei Diabetikern droht im schlimmsten Fall eine Amputation. Diesen Problemen wollen Koeppe und sein Team entgegenwirken: 2021 wurde Sendance gegründet, das Unternehmen mit 13 Mitarbeitern entwickelt und produziert Sensoren und Elektronik, mit denen Patienten rund um die Uhr überwacht werden können. Derzeit läuft eine Produktserie, 2023 sollen die Produkte auf den Markt kommen.

Ebenfalls seit 2021 gibt es das Start-up Barnlabs in Münzkirchen um Bernhard Gruber, Nora Krassnig-Plass und Thomas Führer. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, bildgebende diagnostische Verfahren zu verbessern. Barnlabs will als Zulieferer für Hersteller von Magnetresonanztomografen (MRT) arbeiten. Das Bild soll besser und schärfer, der Prozess für Patienten angenehmer werden. Sendance und Barnlabs sind zwei Beispiele für Ideen bzw. Produkte für Unternehmen im Medizintechnikbereich, die in Oberösterreich entwickelt werden.

Ein Medizintechnik-Unternehmen zu gründen, sei aufwendiger als eine Gründung in anderen Bereichen, sagt Frauke Wurmböck, seit Beginn des Jahres Geschäftsführerin des Medizintechnik-Clusters in Oberösterreich (MTC): "Mit einer guten Idee allein ist es in dem Bereich nicht getan." Aus diesem Grund wurde der "MedTech-Inkubator" ins Leben gerufen, für den der MTC sowie der Start-up-Inkubator "tech2b" zusammenarbeiten. tech2b steuert das Wissen rund um das Thema Unternehmensgründung bei. Der MTC verfügt über das Branchenwissen sowie ein gutes Netzwerk. Gemeinsam beraten sie Menschen, die gründen wollen, und Start-ups.

Nicht alles wird auch gebraucht

"Eine unserer zentralen Aufgaben ist es, den Markt zu beobachten", sagt Wurmböck: Nicht alle Pläne bzw. Dinge, die entwickelt werden sollen, würden auch gebraucht. Manche Ideen existierten bereits, und für andere sei der Markt noch nicht reif.

Schon im Gründungsprozess müssen viele Dinge mitbedacht werden, etwa ob es ein Team gibt, auf das der Gründer zurückgreifen kann, wie die Finanzierung gelingen soll, wer potenzielle Kunden bzw. Käufer des Unternehmens sind und wie Geld verdient werden soll. Die Gründung ist zudem teuer und langwierig: Von der Entwicklung bis zur Marktzulassung vergehen in der Regel zwischen zwei und acht Jahre. Die Dauer hängt laut Frauke Wurmböck von der Klassifizierung des Medizinprodukts ab: Je höher das Risikopotenzial ist, desto länger dauert der Prozess. Beispiel für ein Produkt mit niedrigem Risikopotenzial sind Pflaster. Herzschrittmacher gehören in die Klasse III, haben also ein hohes Risikopotenzial. Zudem müssen Gründer mit Kosten zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Euro rechnen. Je nach Klassifizierung ist eine klinische Prüfung und ein Konformitätsbewertungsverfahren von einer "Benannten Stelle" für eine Zulassung vorzuweisen..

Der Gründungsprozess sei aufwendig, lohne sich aber, sagt Robert Koeppe: "Ein Netzwerk ist ganz wichtig." Schwierige Diskussionen, etwa über die Ausgestaltung der Beteiligungen, gehörten dazu. Diese müsse ein Team gut managen. Von einem langen Atem sprechen auch Gruber und Krassnig-Plass, der Aufwand lohne sich aber: "Beizutragen, eine Krankheit früher zu erkennen, das ist unser Antrieb."

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