Die spinnen, die Gründer! Oder?

[Quelle: dieMacher]

„Das Internet ist nur ein Hype“, sagte Bill Gates einst zu seinen Mitarbeitern und verordnete ihnen, sich erst einmal um andere Dinge zu kümmern. Klar. Irren ist menschlich. Und auch manche Ideen scheinen im ersten Moment absurd, aber lassen einem dann doch keine Ruhe. Man beginnt zu überlegen. Grübelt. Vielleicht kann aus dieser Spinnerei ja etwas werden? „Es melden sich einige hundert Personen pro Jahr bei uns, die ein Unternehmen gründen möchten“, sagt Nina Gruber. Bei Gesprächen wird von Gründungsberatern eine Ersteinschätzung vorgenommen und überlegt, in welche Richtung das Unternehmen oder die Idee weitergehen soll. „Die Aufnahmeentscheidung in unser Förderprogramm trifft aber eine unabhängige Jury von ehrenamtlichen Personen, die aus der Szene kommen und sich in der jeweiligen Branche gut auskennen“, sagt Raphael Friedl, Geschäftsführer von tech2b. Vorantreiben möchte man mit den Förderprogrammen vor allem Ideen aus den Bereichen Mechatronik, Life Science, IT, Umwelt und Energie, Medizintechnik oder designorientierte Projekte.

Das wird was!
„Was wir in den vergangenen Jahren gelernt haben: Es wird in der Jury in erster Linie auf die handelnden Personen geschaut“, so Friedl. Zentrale Fragen wie welche Erfahrung mitgebracht wird, ob Branchenkenntnis vorhanden ist, wie die Kompetenzverteilung im Team ist und wie die Teamplayer zueinanderstehen spielen dabei eine große Rolle. „Ein zweites, sehr wichtiges Kriterium für das tech2b-Förderprogramm Scale-up leitet sich schon aus dem Programmnamen ab: die Skalierbarkeit. Wie groß kann eine Idee werden, wenn man alles richtig macht? Unternehmen, die wirklich großes Wachstumspotential und ein hohes Unterscheidungsmerkmal in ihrem Geschäftsmodell oder in ihrer Technologie haben, sind genau die, auf die wir abzielen.“ Die dritte wichtige Komponente sei der technische und kaufmännische Innovationsgrad. „Wie neu ist das, was hier probiert wird? Wenn sich jemand wie Tetan und Blockhealth entscheidet, etwas komplett Neues zu machen, dann passt das perfekt zu uns“, erklärt Friedl.

Das machen wir!
Doch wie kommt man auf das komplett Neue, die bahnbrechende Idee? Alles beginnt meistens mit einem Problem. „Mein Kollege Fritz Moser und ich sind Maschinenbauer und hatten schon länger mit dem Gedanken gespielt, ein Unternehmen zu gründen. Wir wussten, dass Hersteller von metallischen Rohren und Stangen duch die immer zunehmenden Anforderungen von Qualität und Präzision mit Problemstellungen konfrontiert sind und sahen darin eine Chance für neue technische Lösungen und innovative Maschinen. Aus diesem Grund haben wir uns zusammengeschlossen und gesagt: ‚Das machen wir!‘“, erzählt Ulrich Strasser, Gründer und Geschäftsführer von Tetan.

Mit der Idee für die Entwicklung eines neuen Richtverfahrens und dem Bau einer Richtmaschine für Stangen und Rohre, bei der die Materialoberfläche nicht berührt und somit nicht beschädigt wird, suchten die beiden Unternehmer Unterstützung bei tech2b. Das größte Problem in der Anfangsphase waren die hohen Kosten für die Herstellung eines Prototyps. „Wir sind im Hardwarebereich. Und dieser ist extrem kostenintensiv“, so Strasser. Und Friedl ergänzt: „Es muss zur richtigen Zeit das richtige Geld im Unternehmen sein, damit die Kostenstruktur optimiert werden kann und erfolgversprechend ist. Das ist in diesem Fall gut gelungen.“ Das eingebrachte Eigenkapital der Gründer wurde mit Förderungen ergänzt und damit der Prototyp gebaut. „Wir erstellen mit fast jedem Start-up einen Finanzplan und versuchen, uns nicht nur auf den reinen Förderbereich zu konzentrieren. Es gibt schließlich viele Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten – von Banken, Business Angels, Investoren und natürlich der öffentlichen Hand“, erklärt der Geschäftsführer von tech2b.

Doch nicht nur Not macht erfinderisch. Manchmal ist da der Gedanke. Das Gespräch. Eine gemeinsame Vision, die nach Verwirklichung ruft. Die Idee für die Entwicklung eines smarten Gesundheitsassistenten wurde 2016 von Gründer Fabian Aschauer gemeinsam mit den Medizinern Matthias Bolz und Michael Ring geboren.

„Durch den Assistenten soll der Nutzer einen Überblick über all seine Gesundheitsdaten haben und diese selbstbestimmt verwalten können“, erklärt Aschauer und ergänzt: „Die App unterstützt dabei die eigenen Gesundheitsdaten zu besitzen, zu verstehen und selbstbestimmt Handlungen davon ableiten zu können: Man wird an die Medikamenteneinnahme, an Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen oder Arzttermine erinnert. Man kann beim Aufsuchen des Arztes gezielt Informationen freigeben. Außerdem wird die Kommunikation zwischen Arzt und Patient und unter Ärzten oder anderen Gesundheitseinrichtungen vereinfacht und verbessert werden.“ 2018 wurden die Unterlagen für das Start-up Blockhealth bei tech2b für das Pre-Scale-up-Förderprogramm eingereicht. Mit Erfolg. „Durch die Aufnahme in das Programm wurden wir in allen Phasen, ob beim Erstellen des Business- und Finanzplans durch Coaching und Workshops, oder beim Pitch-Training, beraten und unterstützt. Vor kurzem haben wir einen Forschungsförderantrag bewilligt bekommen. Wir haben aber auch Eigenkapital eingebracht“, erzählt der junge Gründer. Der Markteintritt ist für Ende 2019 geplant.

Spezielle Förderprogramme
Neben Know-how, Coaching und Workshop-Angeboten von internen und externen Gründungsberatern möchte tech2b Schnittstelle für gründungsrelevante Institutionen, Experten und Investoren sein. „Wir sind neben technologieorientierten Gründungsvorhaben nun auch Ansprechpartner und Begleiter für medizinische Start-ups wie Blockhealth“, sagt Johanna Köhler, Leiterin des neuen Kooperationsprogrammes mit dem Medizintechnikcluster der Business Upper Austria. „In der Medizintechnik handelt es sich teilweise um sehr komplexe Produkte mit hohen regulatorischen Anforderungen für den Markteintritt. Wir versuchen die Gründer gleich von Beginn an zu sensibilisieren und auf die einzelnen Punkte, die es zu beachten gibt, vorzubereiten.“

Internationaler Ideenhandel
„Viele unserer Start-ups sind bei der Gründung schon internationaler, als sie wissen“, sagt Gründungsberaterin Nina Gruber. „Wir geben dann Hilfestellungen und bieten ein internationales Partnernetzwerk mit Austauschprogrammen. So konnten Start-ups in New York oder London bei Pitching-Veranstaltungen gezielt auf Investorensuche gehen. Wir arbeiten mit Start-up-Hubs und Landing Zones zusammen und sind gerade dabei, den internationalen Austausch noch besser auszubauen und tech2b im internationalen Vergleich sichtbarer zu machen. Schließlich sitzen wir an einem Industriehotspot“, so Gruber. Mit Pier 4 wurde 2017 von tech2b eine weitere Schnittstelle für Start-ups und Unternehmen ins Leben gerufen. „Wir wollen mit Pier 4 die frischen Ideen und Innovationen durch internationale Start-ups zu oberösterreichischen Industriebetrieben bringen. Natürlich bemühen wir uns auch, unsere Start-ups international zu vernetzen. Man muss diese Verbindung in beide Richtungen nutzen“, sagt Friedl.

Alle vier Monate werden aus den Bewerbungen von tech2b die zehn besten Start-ups für die Förderprogramme aufgenommen: „Für unsere Jury ist es meist sehr schwer, aus den vielen tollen Ideen auszuwählen, und wir sind immer wieder überrascht, wie groß und unerschöpflich der Pool in unserem kleinen Land ist.“

 

Mehr zu Tetan

Mehr zu Blockhealth

Mehr zu PIER 4

 

© dieMacher: Nina Gruber, Raphael Friedl und Johanna Köhler von tech2b

<< zurück