Corona Hilfspaket für Start-ups im Überblick

(Quelle: der brutkasten)

Die österreichische Bundesregierung hat am 16. April 2020 ein Hilfspaket präsentiert, das Start-ups bei der Bewältigung der Coronakrise unterstützten soll. Konkret gibt es zwei Fonds, die für Start-ups zugänglich sein werden. Das Hilfspaket wurde im Beisein Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Klimaschutz- und Innovationsministerin Leonore Gewessler und Business Angel Michael Altrichter vorgestellt. Altrichter wird zudem zum Startup-Beauftragten im Wirtschaftsministerium bestellt.

In den vergangenen Wochen wurde es bereits mehrmals gefordert, nun wurde es von der Bundesregierung präsentiert: Ein Hilfspaket für Start-ups in Österreich, um deren Überleben in der Coronakrise zu garantieren. Konkret wird es zwei Fonds geben, die für Start-ups zugänglich sein werden – einen aws COVID-19 Hilfsfonds ein der Höhe von 100 Millionen und einen Venture-Capital-Fonds in der Höhe von 50 Millionen Euro. Die beiden Fonds kommen somit auf ein Gesamtvolumen von 150 Millionen Euro.

Start-up-Szene hatte Positionspapier präsentiert
In den vergangenen Wochen hatte sich Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer bereits mehrfach für eine Unterstützung der Start-ups im Rahmen der Coronakrise ausgesprochen. Am 8. April hatte die Start-up Szene zudem ein gemeinsames Positionspapier präsentiert. tech2b war als ein Vertreter des AplusB Vereins bei der Ausarbeitung, um die heimische Start-up Szene zu unterstützen, auch gefragt. Hier wurden Maßnahmen gefordert, mit denen vor allem die Liquidität der Start-ups in der Coronakrise gesichert werden soll (Details und Download des Papiers unter diesem Link).

Konkret wurden die folgenden kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Maßnahmen gefordert.

Kurzfristige Maßnahmen, umsetzbar in wenigen Tagen:

  • Öffentliche Förderungen: Aussetzen von Milestones, Stundung von fälligen Rückzahlungen, Weiterfinanzierung von laufenden Calls und schnelle Auszahlung.
  • Garantieprogramme: Anpassung & Erweiterung der Double Equity Programme sowie Anpassung der aws Überbrückungsgarantie an Realität von Start-ups.

Mittelfristige Maßnahmen, umsetzbar in wenigen Wochen:

  • Mobilisierung von privatem Kapital: Errichtung eines Runway-Fonds idHv. 50 Mio. Euro sowie Einführung eines Modells zur Verlustverrechnung für PrivatinvestorInnen.
  • Neue Instrumente zur Sicherung der Liquidität: Schaffung von Substanzgenussrechten und Besserungsscheinen.
  • Maßnahmen zur Kostenreduktion bei Start-ups: Befreiung von SVA Abgaben sowie anteilige Finanzierung von Gehältern für neu geschaffene Arbeitsplätze.

Langfristige Maßnahmen, umsetzbar in wenigen Monaten:

  • Sicherung des Fortbestandes von öffentlichen Förderprogrammen nach der Corona-Krise.
  • Einführung eines Beteiligungsfreibetrags für private InvestorInnen.
  • Errichtung eines 300 Mio. Euro Dachfonds zur Stimulierung der VC Industrie.
  • Umsetzung der Maßnahmen im Regierungsprogramm.

aws COVID-19 Hilfsfonds
Der aws COVID-19 Hilfsfonds besteht zu 50 Millionen aus Bundesmitteln und 50 Millionen von privaten Investoren. Privates Kapital von 10.000 bis 800.000 Euro wird durch Zuschüsse verdoppelt. Die Zuschüsse sind im Erfolgsfall rückzahlbar.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck hat angekündigt, dass der Fonds schon diese Woche zur Verfügung stehen wird. Anspruchsberechtigt sind Start-ups, die in Österreich gegründet wurden, die privaten Investoren können allerdings aus dem In- und Ausland kommen. „Keinen Vorzug für inländisches Kapital, Vorzug für inländische Startups“, so Schramböck.

Die genauen Kriterien sollen bis diese Woche Mittwoch ausgearbeitet werden. Ein Kriterium nannte sie bereits, das sich an der gängigen Start-up-Definition orientiert. Das Unternehmen darf nicht älter als fünf Jahre sein.

  • Im Fokus stehen österreichische innovative Start-ups, die aufgrund der Corona-Krise in Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme geraten sind.
  • Die Architektur sieht vor: Privates Kapital (von 10.000 bis 800.000 Euro) wird durch Zuschüsse verdoppelt. Die Zuschüsse sind im Erfolgsfall rückzahlbar.
  • Ziel ist es, unseren wirtschaftspolitisch wichtigen Start-ups (nicht älter als fünf Jahre) in Corona-Zeiten entsprechenden Flankenschutz zu bieten, da die bisherigen von der Regierung gesetzten Maßnahmen (Härtefallfonds, Überbrückungsgarantien) für Start-ups nicht immer passend sind.
  • Voraussetzung: innovatives Start-up, von Corona-Krise betroffen, 1:1 Zuschuss bei gleichem privaten Kapital, keine verdeckte Rückvergütung durch temporären Kapitalabzug innerhalb von fünf Jahren.
  • Volumen: 50 Mio. Euro (Bundesmittel)  – diese werden durch private Investitionen verdoppelt.
  • Antragsstellung: hochautomatisiert über aws.
  • Besonderheit: EU Beihilferecht – Der befristete EU-Beihilferahmen (‚COVID-19 Rahmen‘) sieht eine Beihilfenobergrenze von 800.000 Euro vor.

VC-Fonds
Beim VC-Fonds in der Höhe von 50 Millionen Euro stehen österreichische Start-ups im Fokus, die ohne Covid-19 mit großer Wahrscheinlichkeit eine Finanzierungsrunde abschließen könnten. Start-ups können finanzielle Mittel von 20.000  bis 100.000 Euro daraus erhalten. Das Kapital des 50 Millionen Euro Fonds wird zu 50 Prozent staatlich garantiert.

Der Fonds muss allerdings erst ausgeschrieben werden. Die Ausschreibung soll laut Schramböck in zwei Wochen fertig sein. Das Fondsmanagement wird über die aws oder Private laufen.

  • Im Fokus stehen österreichische Start-ups, die ohne Covid-19 mit großer Wahrscheinlichkeit eine Finanzierungsrunde abschließen könnten.
  • Die Architektur sieht vor: Das Kapital eines privater VC Fonds wird zu 50 Prozent staatlich garantiert.
  • Fondsvolumen: 50 Millionen Euro (privates Kapital).
  • Finanzierung pro Unternehmen 200.000 Euro bis zu einer Million Euro.
  • Besonderheit: Fondsmanagement wird öffentlich ausgeschrieben — inhaltliche Bewertung und Auswahl der Start-ups erfolgt durch diesen privaten Fondsmanager (langfristiger Fokus).

Kurzarbeit und Stundungen bei aws und FFG
Außerdem können laut Schramböck Start-ups weiterhin Kurzarbeit beantragen sowie vom Härtefallfonds profitieren. Stundungen von Kreditraten bei aws und FFG sind bereits möglich. Derartige Stundungen hätten bereits 90 Start-ups in Anspruch genommen. Alle Start-up-Förderprogramme von aws und FFG gehen in üblicher Weise weiter.

Die Wirtschaftsministerin verwies zudem darauf, dass das Hilfspaket auch Arbeitsplätze sichern soll. Start-ups haben in Österreich bislang rund 17.500 Arbeitsplätze geschaffen. Start-ups befinden sich laut Schramböck in einer besonderes prekären Lage, da sie meist nur geringe Umsätze erwirtschaften, von ihrer Geschäftsbank aufgrund des Risikos keine Kredite bekommen und daher auf private Investoren angewiesen sind.

„Wenn private Geldgeber fehlen, können damit wichtige Innovationen versanden. Viele GründerInnen bringen auch ihr Privatvermögen in die Firmen ein und haben nur wenig Rücklagen, was sie in der Krise besonders anfällig macht“, so Schramböck. In diesem Kontext verwies sie auf ein unlängst durchgeführte Umfrage von AustrianStartups, in der nur 58 Prozent der Start-up-GründerInnen angegeben haben, dass sie glauben die Krise zu überleben – der brutkasten berichtete.

4,4 Millionen Euro für EcoTech-Startups
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hat zudem angekündigt, dass 4,4 Millionen Euro für das Seed-Programm aus dem Klimaschutzministerium für die Unterstützung von EcoTech-Start-ups bereitgestellt werden. „Viele Start-ups sind nicht nur junge und innovative Unternehmen, sondern arbeiten an grünen Technologien und somit aktiv an unserem gemeinsamen Ziel eines klimaneutralen Österreichs“, so Gewessler.

Die Schwerpunkte bei den Seed-Förderungen liegen derzeit - laut Gewessler - bei den Informations- und Kommunikationstechnologien und den Life-Sciences. Der Fokus auf „nachhaltige Innovationen“ soll künftig noch ausgebaut werden. „In Zukunft wollen wir noch stärker in Richtung Green-Innovation und somit in die Entwicklung von CO2-reduzierenden Technologien gehen“, so Gewessler. Im Rahmen der Pressekonferenz dankte sie Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck für die Zusammenarbeit.

der brutkasten

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