Be there when you can't?
[Quelle: KarriereNews Ausgabe Nov. 2020]
qapture
qapture ist ein Linzer Startup mit der Mission, Assets der analogen in die digitale Welt zu transferieren. Der Fokus liegt dabei auf der ganzheitlichen Erfassung von Produktionsanlagen und Fabriken. Darunter fallen neben der baulichen Beschaffenheit, Grundriss, Kubatur auch Detailinformationen wie Maschinendaten, Wartungsintervalle oder Verträge. Ziel ist die Erschaffung eines identen, digitalen Zwillings (“Digital Twin”), in welchem alle wichtigen Informationen zum Gebäude bzw. zu Anlagen in einem virtuellen Modell zusammengeführt werden. Das Unternehmen begann 2019 als Idee und Vision, bestehende Lösungen neu zu denken und voranzutreiben. Im April 2020 folgte dann die Gründung der qapture GmbH. Heute beschäftigt sich das Unternehmen mit Lösungen zur automatischen Objekterkennung, Asset-Tagging und digitalen Inventur.
INTERVIEW MIT DANIEL HÖLLER UND DOMINIC KOLL
Was genau macht euer Start-up und was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?
Daniel (co-founder): Ausgangspunkt ist die Aufnahme der Assets mittels einer Kombination aus hochpräziser Lasertechnologie und modernster 360°-Fotografie. Anhand der Rohdaten wird das Grundgerüst des digitalen Zwillings gebaut. Mittels Schnittstellen werden relevante Daten im Modell eingebunden. Von Verträgen, Manuals, Videos, über Wartungspläne bis hin zu Live-Daten von IoT-Sensorik können alle Informationen verknüpft werden. Durch Verortung werden die Informationen genau dort verankert, wo sie User benötigen, beispielsweise direkt am Schalthebel der virtuellen Produktionsmaschine. Mittels Rollenmanagement werden Userberechtigungen definiert.
Dominic (co-founder): Das besondere ist die offene Infrastruktur und die Verknüpfung aller relevanten Datenströme. Dadurch eröffnet sich ein breiter Anwendungsbereich und es lassen sich in fast allen Bereichen einer Organisation Vorteile der Qualitätssicherung, Effizienzsteigerung sowie Transparenz erzielen. Planer, Eigentümer, Facility Manager, Produktionsleiter, Support-Techniker, Brandschutzbeauftragte und zahlreiche weitere Akteure profitieren vom digitalen Zwilling und der Verfügbarkeit essentieller Daten auf Knopfdruck.
Welche Zukunftsängste hattet ihr zu Beginn eurer Gründung? Wie seht ihr das aus heutiger Sicht rückblickend?
Daniel: Ich würde es nicht als Ängste sondern wahrscheinlich als gewöhnliche Bedenken, welche bei einer Unternehmensgründung auftreten, bezeichnen. Von Gedanken, ob man den Bedarf am Markt richtig einschätzt, über Fragen wie die ersten Kunden gewonnen werden können bis hin zur kritischen Betrachtung des zugrunde liegenden Business Models.
Dominic: Speziell war bei uns natürlich auch der Zeitpunkt im Hinblick auf Corona. Da konnten wir anfangs die Auswirkungen auf unser neues Unternehmen nicht abschätzen. Nun 6 Monate später können wir sagen, dass uns die Pandemie vermutlich sogar geholfen hat. Entscheidungen im Hinblick auf Digitalisierung werden viel schneller getroffen, der Mehrwert von digitalen Zwillingen viel einfacher erkannt.
Was war euer größter Erfolg bisher?
Daniel: Der größte Erfolg ist für mich unsere Anpassungsfähigkeit, dank welcher wir bis dato bereits 25 Projekte umsetzen durften. Am Anfang steht hier immer die Bedarfsanalyse und gemeinsam mit dem Kunden erarbeiten wir auf die individuellen Anforderungen angepasste Lösungen. Dadurch ergeben sich immer wieder neue Blickwinkel bzw. Ansätze, welche neue Türen öffnen. Uns beständig weiterzuentwickeln und nicht locker zu lassen, ist eines unserer Credo.
Dominic: Ein wichtiger Meilenstein war sicherlich auch die Aufnahme ins tech2b Pre-Scale-Up Programm, mit der unser Projekt erst so richtig ins Rollen gekommen ist. Besonders in der frühen Phase konnten wir vom vielseitigen Beratungsangebot durch unsere Betreuer profitieren und wissen auch heute noch die Brücken sehr zu schätzen, die tech2b uns legt.
Die Zusammenarbeit im Team ist wichtig: Was tut ihr aktiv, um den Zusammenhalt zu stärken?
Dominic: Wir kennen uns seit 25 Jahren und haben viel Zeit in unserer Jugend und Mitt-Zwanzigern gemeinsam verbracht. Trotzdem ist es nicht immer leicht, Freundschaft mit dem beruflichen Alltag zu verknüpfen. Wir sind zwei unterschiedliche Typen und gerade zu Beginn hatten wir oft verschiedene Ansichten und dadurch Reibungspunkte. Es hat etwas gedauert bis sich das eingespielt hat. Aber ich denke gerade die Verschiedenheit ist einer unserer Erfolgsfaktoren. Mittlerweile haben wir uns wirklich gut aufeinander eingestellt und auch abseits der Arbeit verbringen wir gern Zeit miteinander - ob beim Fußball, Karteln oder bei ein, zwei Bier.
Was sind die nächsten Challenges?
Daniel: Durch die ersten 25 Projekte konnten wir viel lernen und es haben sich verschiedene Ansätze eröffnet. Für uns ist nun wichtig herauszufinden, auf welche Weiterentwicklungen wir unseren Fokus legen. Ideen haben wir genug. Die Challenge ist hier zu priorisieren und dabei das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht aus den Augen zu verlieren.